Hintergrundinformation zum Yak
Der Yak stammt aus den Hochlagen Zentralasiens (bis 7.000 m Seehöhe) und bildet seit der Jungsteinzeit
(5.000 - 1.800 v. Chr.) die Lebensgrundlage der dortigen Bergnomaden.
Im Eiszeitalter lebte der Yak auch in Alaska und Mitteleuropa. Das historische Verbreitungsgebiet umfasste den Himalaya sowie große Teile der chinesischen Provinzen Xinjiang, Tibet und Qinghai und Teile Südsibiriens.
Noch im 14. Jahrhundert lebten Wildyaks in Tuwa. 1720 wurde noch von wilden Yaks bei Kusnezk, 1739 von
solchen im Altai und Daurien Bericht erstattet.
Der Zeitpunkt der Domestikation der Yaks ist leider nicht bekannt. Es werden Daten zwischen 5000 v. Chr. und 1000 v. Chr. vermutet, wobei der letztere Zeitraum der wahrscheinlichere ist. Sicher ist, dass vor 2000 Jahren bereits Hausyaks genutzt wurden; das wird durch Wandgemälden in tibetischen Klöstern bezeugt.
Seit 1996 werden wilde Yaks von der IUCN als gefährdet eingestuft, davor hatten Yaks als bedroht gegolten, bis man erkannt hatte, dass es vor allem in den unerschlossenen Gebieten Westchinas wesentlich mehr Wildyaks als bislang angenommen gibt.
Die Zahlen wurden zum damaligen Zeitpunkt auf 15.000 geschätzt, sie dürften aber seitdem etwas zurückgegangen sein. 8500 Wildyaks leben in Tibet, 3700 in Qinghai und 2500 in Xinjiang.
Außerhalb Chinas gibt es wahrscheinlich keine wilden Yaks mehr. In Nepal sind die Wildyaks ausgestorben, Vorkommen in Kaschmir sind offenbar erloschen. Möglicherweise gibt es in Ladakh in Indien noch vereinzelt Wildyaks. Ihr Lebensraum sind hochgelegene Felsensteppen wie die Chang Tang in Höhen bis zu 6100 m. In den kälteren Jahreszeiten ziehen die wilden Yaks in tiefere Lagen.
Obwohl sie nach chinesischen Gesetzen vollständig geschützt sind, werden wilde Yaks noch immer bejagt. Weitere Ursachen für den Populationsrückgang sind Vermischungen wilder und domestizierter Yaks sowie die Ansteckung mit Rinderkrankheiten.
Derzeit gibt es noch ca. 15 Millionen Hausyaks auf etwa 140 Millionen Hektar Gebirgsweiden. Davon leben etwa 12,7 Millionen domestizierte Yaks (1993) in Zentralasien. Hauptsächlich in Tibet und der Mongolei wären weite Gebiete ohne Yaks ökonomisch und ökologisch nicht nutzbar.
Die Existenz der Bergnomaden Zentralasiens ist zu einem hohen Grad vom Yak abhängig, ihre Ernährung besteht zu über 90% aus Yakfleisch, Yakmilch und deren Verarbeitungsprodukten.
Das Fleisch des Yaks weist bezüglich Farbe und Zusammensetzung gegenüber unserem Hausrind etliche Besonderheiten auf: Yakfleisch hat einen hohen Myoglobingehalt, der eine scharlachrote Farbe bewirkt und zeichnet sich durch einen hohen Eiweiß- und Vitamingehalt aus. Zwischen den Muskelfasern, die wesentlich stärker als bei unserem herkömmlichen Rind ausgeprägt sind, ist kaum bis kein Fett eingelagert. Die Fleischzusammensetzung beträgt im Durchschnitt 63% Wasser, 25% Eiweiß und 7-14% Fett. Das Fleisch des Hausrindes enthält im Vergleich dazu lediglich 16% Eiweiß.
Das Yakfett hat ein gelbliches Aussehen, da es 19,1 mg Karotin pro kg Fett enthält. Rinderfett enthält beispielsweise nur 7,1 mg.
Die Yak-Milch unterscheidet sich stark von normaler Kuhmilch. Die Birstmilch hat etwa 37% Trockensubstanz mit 18% Protein und 15% Fett. Die Normalmilch enthält immerhin noch 17% Trockensubstanz mit 6-8% Fett, 5-8% Eiweiß und 5% Zucker.
Der Jahresmilchertrag hängt vom Geburtstermin der Kälber ab und liegt zwischen 400 bis max. 1000 Liter, was im Vergleich mit Hausrindern oder Wasserbüffeln eine geringe Menge darstellt. Doch der hohe Fettgehalt ist für die Bergnomaden ernährungstechnisch sehr wertvoll.
Die Tagesmilchmenge des Yaks steht starkem Einfluss der Vegetationsperiode und variiert pro Tag zwischen 1 Liter in der Winterzeit und 4 Liter in der Sommerzeit pro Tag. Normalerweise werden Yak-Kühe 2x täglich gemolken, vor dem Melken lässt man die Kälber saugen.
Die Yakmilch wird von den Nomaden hauptsächlich zur Butter- und Käseerzeugung verwendet, der Fettgehalt der Yakbutter beträgt über 90% und bewirkt eine Haltbarkeit über Monate. Das Butterfett wird in erster Linie dem Tee beigefügt und ist in den Lamaklöstern die Ernährungsbasis der Mönche. Mit Yakbutter gefüllte Lampen, die während der Gottesdienste angezündet werden, gelten als wichtige Zeichen der göttlichen Verehrung. Die Yak-Milch, die rosa ist anstatt weiß, dient ebenfalls zur Herstellung einer als Wegproviant verwendeten Trockenmilchmasse.
Hohe Adaptionsfähigkeit an extreme Bedingungen machen Yaks zu einzigartigen Last- und Reittieren in hochalpinen Regionen, Yaks können dort täglich 20-30 km mit Lasten von 100-150 kg bei der Überquerungung von Pässen zurücklegen. In großen Höhen sind Yaks weit geeigneter als alle anderen Lasttiere. Sogar auf sehr schmalen Gebirgspfaden und bei extremen Schluchtenüberquerungen verlieren sie ihre sprichwörtlich bekannte Ruhe nicht. Yaks schwimmen auch problemlos durch Flüsse und Bergseen und können selbst steilste Felshänge oder Steige mit Reiter und Gepäck erklettern. Seine Vorderbeine kann das Yak nahezu senkrecht anheben, falls es bei extremen Klettertouren erforderlich ist. Die stark abfallende Hinterhand verschafft dem Yak eine enorme Beweglichkeit der Hinterbeine, wodurch es in unwegsamem Gelände sehr trittsicher ist. Die Kanten der robusten Hufe sind mit bemerkenswert hartem Horn überzogen. Bei raschem, steilen Abstieg wird das Körpergewicht durch die Sohleninnenfläche mit weicher, dicker Lederhaut abgefedert.
Der Yak hat als einziges Rind innere (Mohair) und äußere Wolle, man unterscheidet hier zwischen Flaum, Wolle und Rosshaar. Bei ausgewachsenen Kühen liegt der Anteil des Flaums bei 20%, der Wolle bei 30% und der Rosshaare bei 50%. Die Yak-Kälber haben hingegen ein einheitliches Haarkleid mit gekräuselten, langen und feinen Wollhaaren, erst im Alter von einem Jahr erfolgt die Differenzierung der Haare. Die unterschiedlichen Haarfasern schließen dann eine dicke Luftschicht ein und reduzieren somit den Verlust von Körperwärme auf ein Minimum, was den großen Nutzen der Wolle für die Bergnomaden erklärt.
Nach dem Winter kämmen diese den Yaks die feine Unterwolle aus und verspinnen sie zu Garn für Kleidung. Ein ausgewachsener Yak liefert ca. 3 kg Wolle. Die Grobwolle und die abgeschnittenen Bauchhaaren dienen der Fertigung von Decken, Seilen, Beuteln und Zelten.
Auch der Yakdung wird verwendet; in hohen Lagen ist er manchmal der einzige verfügbare Brennstoff. Eine Besiedelung der holzfreien Flächen über 4.500 m Seehöhe wäre unmöglich, wenn nicht Heizmaterial in Form von getrocknetem Yakdung zur Verfügung stehen würde. Die höchstgelegenen menschlichen Dauerwohnstätten der Welt liegen in Tibet auf einer Seehöhe von 5.400 m, ohne Yaks wäre dort ein Überleben undenkbar.